ALGE - Alfred Geißler, Knauthain

Alfred Geißler war gelernter Schlosser und gründete 1902 eine Schlosserwerkstatt. Mitten in der Wohnstube wurden die verschiedensten Arbeiten ausgeführt. Bald wurde die Stube zu klein und Alfred Geißler kaufte ein Haus mit Hinterhofwerkstatt, in dem dann auch der Motorradbau begann. Vorn im Haupthaus erstreckte sich ein Laden über zwei Etagen wo alles mögliche wie Eisenwaren, Porzellan, Nähmaschinen, Kristall, Fahrräder, Grammophone, Wirtschaftsartikel und Spielzeug angeboten wurden. Des Weiteren reparierte Geißler Heizungen, Mühlenturbinen, Fahrräder und auch Kochtöpfe! Die Kombination vom Verkauf des täglichen Bedarfs und der Schlosserwerkstatt stellte sich als sehr erfolgreich herraus.

 

Durch die vielen Reparaturen an Fahrzeugen wuchs der Entschluß, eigene Motorräder zu bauen. 1925 wurden die ersten beiden Modelle zur Leipziger Messe präsentiert. Der Absatz war gut und bald wurde die Hinterhofwerkstatt zu klein. Deshalb wurde ein neues Fabrikgebäude errichtet. Ursprünglich sollten eigene Motoren gebaut werden, doch das Patent eines Ingenieurs funktionierte nicht und brachte beinahe den finanziellen Ruin! Von nun an verwendete Geißler Motoren der Firmen KÜCHEN, MAG, STURMEY-ARCHER, VILLIERS, ILO und BLACKBURNE. Unterlagen beweisen aber, dass dennoch eigenen 2-Takt-Motoren hergestellt wurden. Die Motoren hatten einen Hubraum von 123 bis 500 ccm und deckten eine Leistung von 2,5 bis 16 PS ab! Auch Seitenwagen, vermutlich von einem Zulieferer, wurden angeboten. Auch ALGE-Transportdreiräder wurden in vielen Varianten gefertigt und trugen somit zu guten Absatzzahlen bei. Die Dreiräder wurden alle von Villiers-Motoren mit 172 bis 350 ccm angetrieben.Der Personentransportwagen und die schweren Dreiräder wurden jedoch mit dem 500er KÜCHEN-sv Motor bestückt. Die Rahmen wurden selbst geschweißt und in der hauseigenen Emaillieranlage beschichtet. Sechs bis sieben Monteure waren allein mit dem Fahrzeugbau beschäftigt. Die leichten Modelle waren mit einem einfachen Rohrrahmen und die schweren Modelle mit einem Doppelrohrrahmen ausgerüstet. Der Sohn Oswald Geißler bestritt auch Motorradrennen. Seine ALGE war mit dem schnellen 350er OHV-MAG ausgerüstet! Mit diesem Motorrad tauchte er auch in diversen regionalen Starterlisten auf.

 

Ein schwerer Schlag war der Tod Alfred Geißlers 1930 durch einen Motorradunfall. Sein Sohn Oswald übernahm die Geschäfte, aber die Weltwirtschaftskrise machte auch vor ALGE nicht halt. Durch diesen Umstand lief die Motorradproduktion 1930 aus und die letzten ALGE-Maschinen verschwanden bis 1933 von den Verkaufslisten. Das Geschäft von Alfred Geißler überstand aber auch die Kriegsjahre und hielt sich noch lange Zeit. Auch das Haus und die Fabrikhalle existieren noch heute!

 

ALGE war wohl der größte Hersteller in Leipzig und dürfte die meisten Modelle und Motorräder gefertigt haben. Leider läßt sich aus dem umfangreichen Nachlass nicht nachvollziehen, wieviel Motorräder und Transportdreiräder wirklich gebaut wurden!